Apropos Anosognosie
oder:
Der Schöne und das Biest
oder
Der Mensch und die Obrigkeit


30.3.2014

Diese Problematik soll sehr kurz werden, denn dadurch, dass es sich um ein medizinisches Thema handelt, breche ich den journalistischen Grundsatz, nur von Sachen zu schreiben, von denen man nichts versteht. Wobei – wenn man es genau nimmt, handelt es sich auch um ein politisches Thema bzw. um eine Mixtur zwischen Politik und Medizin [1].
Voraussichtlich wird es den einen oder anderen Leser oder die ein oder andere Leserin geben, der oder die nicht weiß, was Anosognosie ist. Daher hier die Definition:

Anosognosie ist die Unfähigkeit, einen Bären zu erkennen, insbesondere den Bären, der einem aufgebunden wird. Und damit ist es politisch, denn die Politik ist nun einmal der Bereich, in dem häufig mit aufgebundenen Bären agiert wird. An zweiter Stelle stehen übrigens Banken und Versicherungen. Jenes Prozent, das mit der Arbeit der gegenwärtigen Regierung in Berlin sehr zufrieden ist, dürfte sich medizinisch sehr wahrscheinlich jener sensorisch-philosophischen Störung zuordnen lassen.

Leserinnen und Leser, die sich über meine Definition hinaus weiter über das Krankheitsbild informiert haben, werden sich zweifellos wundern, dass bei Wikipedia eine ganz andere Definition steht, die dahin geht, dass man unter Anosognosie das Nichterkennen einer krankhaften Störung versteht, das selbst wieder eine Krankheit darstellt. Diese Definition ist ebenfalls richtig, denn man kann sie auf die gegenwärtige Regierung in Berlin anwenden, die ja offensichtlich die um sich greifende gesellschaftliche Krankheit in Deutschland nicht erkennt (geschweige denn die eigene) [2]. Sie ist aber noch in anderer Hinsicht richtig, indem man unter Anosognosie im engeren Sinne bestimmte neurologische Formen versteht. Unter ihnen ist auch die Asomatognosie, das Gefühl, dass ein Körperteil nicht zu der betroffenen Person gehört.

Man kann das wie folgt sehen:
Die betreffende Person hat das Gefühl, dass da etwas ist, was nicht zu ihr gehört, an dem sie aber schwer zu tragen hat (der aufgebundene Bär). Da es sich aber hier um ein geistig-seelisches Gefühl handelt, kann durch verschiedene Abwehrprozesse dieses Gefühl scheinbar schwächer werden und hat schließlich nur noch die Möglichkeit, sich der primitiven Abwehrform der somatisierenden Projektion zu bedienen: Ein Körperteil gehört nicht zu mir.
Interpretiert werden kann das tatsächlich als Heilungsversuch, der allerdings nicht funktioniert. Die wirkliche Heilung bestünde darin, den ursprünglichen Bären wieder sichtbar werden zu lassen und ihn loswerden (ebenso wie die Obrigkeit, die ihn aufgebunden hat). Was man mit dem Bären sowie der Aufbindeinstanz im Folgenden tun sollte, weiß ich nicht, und ich befürchte, ich würde es auch wenn ich es wüsste, nicht niederschreiben. Interessierte können bei Alfred Jarry ausbaufähige Hinweise nachlesen. [3] Abschließende Bemerkung: Zu diesem Thema gab es eine gewisse Diskussion, die hier nachlesbar ist.

Fußnoten

  1. Cave: Diese Mischung ist nicht nur explosiv, sondern hochgradig toxisch! Wir haben das gerade gesehen. Man sollte die Finger davon lassen.
  2. Versuchsweise könnte man so weit gehen zu behaupten, die gegenwärtige Regierung in Berlin sei selbst der Bär. Die große Frage wäre dann, wer uns diesen aufgebunden hat. Die CIA? Putin? Trump? Lewis Carroll? Christian Morgenstern? Stephen King? (in seinem Buch „Das Mädchen“, das er unter dem Einfluss der ehemaligen Bundekanzlerin schrieb) Oder gar (was in seinen Konsequenzen nicht wirklich zu Ende gedacht werden will) vier alle? Oder sind wir selbst der Bär und haben uns uns selbst aufgebunden (wie die Kugelmenschen des Aristophanes)?
  3. "König Ubu"