Das Folgende halte ich für den bescheuertsten Kommentar, den ich jemals geschrieben habe, was allerdings der bearbeiteten Vorlage angemessen ist:

Von Tieren, Pflanzen und Menschen
oder
Katzenklo, hey, ja, das macht die Katze froh.


6.1.2024

Gerade hatten wir einen uralten Film mit Donald Sutherland gesehen, ihr wisst schon, der Papa von 24-Stunden-Kiefer. Darin ging es um eine vegane Alternative zur Geburt, die nebenher auch den Vorteil hatte, dass die so Geborenen ein hohes Maß an Obrigkeitsgehorsam aufwiesen. Katzen kamen in diesem Film nicht vor. Aber Ratten. Logischerweise.
Danach sahen wir uns danach noch ein wenig um, was es so Neues in der Welt gibt, und siehe da: Es gibt: Wir sollen damit aufhören, durch unsere Redewendungen Tiere zu diskriminieren.[1] Wir sollen nicht mehr davon reden, die Katze aus dem Sack zu lassen, sondern besser davon, eine vegane Calzone aufzuschneiden. Ich hab mich halb tot gelacht. Der Säbelzahntiger hätte das wohl auch getan, wodurch er den Sack verloren hätte und der darin befindliche Mensch noch einmal entkommen wäre. Das folgende Bild gehört zur Fußnote [2].

Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist, aber manchmal da gibt es einen in mir, der muss immer das Gegenteil von dem tun oder zumindest denken, was gut und richtig ist. So dachte ich einige Zeit daran, eine Ergänzung zu dem allseits bekannten Auto-Heckaufkleber „Ich bremse auch für Tiere“ anzubieten, mit der Aufschrift: „Ich bremse nicht für Katzen“. Dann dachte ich wieder: Nein, Albin, das kannst du nicht machen… In der Tat bremse ich nicht für Katzen, da ich kein Fahrzeug führe, welches über Bremsen verfügt. Wo sollte ich also diesen Aufkleber anbringen? Fahrradfahren kann ich nicht und Autofahren tu ich nicht. Der Rasenmäher und die Ackermaschine haben keine Bremsen, und ich denke, eine lebende Katze kann diesen Gerätschaften problemlos ausweichen. Dennoch: ich würde diesen Aufkleber gern machen, denn ich sehne mich geradezu nach Shitstorm. Leider bin ich unsichtbar.

Sehen wir uns ein paar dieser Sprichworte an, die (angeblich ?) Tiere diskriminieren:

1) Die Katze fällt nicht weit vom Stamm.


Das ist die ursprüngliche Formulierung jenes Wortes vom Katzensprung und trifft den Kern der Sache genauer. Denn eine Katze kann verdammt gut springen, insbesondere, wenn sie Benzin getrunken hat. Dann geht sie ab wie Schmidts Katze.
Springen und Fallen sind also geradezu gegensätzlich, was der psychischen Abwehrstruktur der Verkehrung ins Gegenteil entspricht, die nötig ist, um die tiefsitzende kollektive Angst vor dem Säbelzahntiger zu kompensieren.
Beim Fallen ist es eigentlich egal. Dass Fallen immer senkrecht erfolgt, ist die Ursache davon, dass der Aufschlagsort immer in der Nähe des Stammes erfolgt. Das wusste schon Galilei, weshalb er seine Experimente am schiefen Turm von Pisa ausführte. Ausnahmen von der senkrechten Fallrichtung gibt es nur im Zeichentrickfilm, weshalb die Aliens, die sich als einzige Wesen unsere Zeichentrickfilme ansehen, [3] immer noch an unsere technologische Überlegenheit glauben.
Bereits die Schüler von Galilei wussten auch, dass das Fallen im Großen und Ganzen Art-übergreifenden Gesetzen folgt. Die Tatsache, dass das nur im Großen und Ganzen so ist, führt dazu, dass Tauben in der Praxis doch etwas langsamer fallen als Säbelzahntiger und andere Katzen. Insbesondere gilt das, wenn die Tauben beim Abwurf noch leben.
Aber wieso fällt die Katze überhaupt vom Baum? Das liegt am Menschen, insbesondere daran, ob er schon etwas Alkohol zu sich genommen hatte (damit das Zittern aufhört), bevor er die Flinte anlegte. Hierher stammt übrigens auch die Legende von den sieben Leben der Katze[4]: Zu wenig Zielwasser! Siebenmal danebengeschossen!

Nun wünschen wir selbstverständlich auf keinen Fall, die Katze möge vom Baum fallen (wir dürfen ja auch keine Flinte haben).
Deshalb bietet sich die Umformung in „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“ an, die bereits im Galilei-Jubiläumsjahr 1864 Teil der ersten Genfer Konvention wurde. Man sieht hieran, dass solche Umdeutungen so neu denn auch nicht sind und dass mit der Zeit das Wissen um die Urfassung verlorengeht.

2. Die Katze im Sack kaufen

Diese Formulierung stammt ursprünglich aus dem Mandarin. Sie bezeichnet die merkwürdige Situation, etwas zu kaufen, von dem man erst nach der Bezahlung erfährt, ob es die angepriesenen Gebrauchseigenschaften auch wirklich hat. Selbstverständlich ist diese Formulierung überhaupt nicht mehr zeitgemäß.

Die Katze aus dem Sack lassen ist die Ergänzung hierzu.

Ich kaufte mir kürzlich 10 LEDs aus China, von denen tatsächlich 8 funktionierten. Man vergleiche das einmal mit der Edison-Glühlampe: Davon funktioniert nur noch eine.

3) Da beißt sich die Katze in den Schwanz!

Hier handelt es sich um ein Gleichnis, welches das frühe Entwicklungsstadium von Menschen (und Tieren?) beschreibt, in dem wir unsere Identität finden / entwickeln. Es läuft ganz einfach: Über das aktive Beißen. Wenn es weh tut, bin ich es, wenn es nicht weh tut, bin ich es nicht. Wenn es schreit, ist es jemand anders, Wenn es statt zu schreien sagt (in einer Stiummlage, die kurz vor dem Ultraschallbereich liegt): Winniwinninawoisdenndasbabyhattumichdebissen?, dann ist es die Mama. Wenn es gar keinen Kommentar abgibt, dann ist es eine Pflanze oder die Bettdecke. Wenn es keinen Kommentar abgibt, aber nach dem Beißen die ersten Zähnchen wehtun, dann war es ein Stein. So entsteht die Trennung von Ich und Welt und durch den primitiven Abwehrvorgang der Projektion die Angst vor der Welt (denn wenn ich der Welt so wehtun kann, dass sie schreit, kann das die Welt auch mit mir, insbesondere wenn sie sich in der Gestalt eines Säbelzahntigers verdichtet).
Bevor diese Trennung in Ich und Welt vollständig ist, sprechen wir vom Bewusstseinsstadium des Ouroboros (Schwanzfresser) bzw. – nach Neumann – des Nahrungsouroboros: Jene Goldene Zeit, in der immer alles da war.
Der bekannte Psychoanalytiker Helge Schneider formuliert das wie folgt:
Eine Katze will immer zu fressen
Eine Katze will immer zu fressen
Ich gebe ihr was, ich geb' ihr was zu fressen
Sie bezahlt nichts dafür
Und das ist gut
Die Katze frisst mir die Haare vom Kopf
Eine Katze frisst den ganzen Tag
Damit es ihr gut geht, will sie fressen
Ich stelle ihr was hin
Sie isst das auf
Beendet wird dieses Idyll durch Beißen. Aber Beißen ist Anarchie und als solche verboten (siehe Frontispiz des Buches). Teilweise wird als Symbol für dieses archaische Bewusstseinsstadium auch die Schlange verwendet. Aber hier geht es um Katzen. Und Kühe.

4) Schmatzend fraß Kuh Barbara Tussilago Farfara[5].


An diesem kleinen Botaniker-Merksatz ist nun nichts so Besonderes, da Kühe bekanntlich Veganer sind. Man könnte diesen Vers allerdings auch umformen:

Schmatzend fraß Drosophila Muscarin domestica.


Hier stellen sich nun ethisch tiefgreifende Fragen. Ganz zentral dabei ist die Frage, ob Pflanzen Tiere essen dürfen (oder doch lieber Fliegenpilze?). Veganer, die ihre Haltung auf dem Respekt vor Tierrechten begründen, dürften damit in gewisse Erklärungsnot gelangen. Unproblematisch ist hingegen der Verzehr von Menschen durch Pflanzen, wie der Erfolg des Musicals „Der kleine Horrorladen“ zeigt.

5) Weitergehend


Es stellt sich die Frage, ob man bei der Verurteilung der verbalen Diskriminierung von Tieren haltmachen muss. Schließlich ist es auch möglich, Pflanzen dergestalt zu diskriminieren. Solche Beschreibungen von menschlichen Eigenschaften wie "Mauerblümchen", "Mimose", "Zitterpappel", "wilde Rose" könnten durchaus eine traumatische Wirkung auf Pflanzen entfalten. Und was ist, wenn Braunalgen anstelle von Rinderknochen eingesetzt werden, um Gummibärchen herzustellen? Das grenzt doch an Missbrauch! Selbst Robert der Große schreibt in einem seiner Kinderbücher von Marzipanschweinen. Was sollen die Mandeln davon halten? Und dann gibt es gar noch solche Sachen wie Veggie-Burger... Und es könnte sogar sein, dass das Werfen von Steinen die Steine mehr diskriminiert als diejenigen, auf die man zielt. Die Steine fragt keiner, was sie dazu meinen.
Wir brauchen dringend eine ethische Grundordnung, welche die menschlichen Belange übersteigt und auf alle Ebenen des Seins angewandt werden kann. Zwei wichtige Bestandteile davon sind die Antwort auf die Fragen, wer wen mit welcher Intention wie bezeichnen darf, zweitens, wofür die Vertreter der Reiche des Seienden ethisch unbedenklich verwendet werden dürfen und insbesondere, wer wen oder was zu seiner Nahrung nutzen darf. Hierfür muss dringend eine Regierungskommission mit entsprechenden Beratern entstehen, neben der Bereitstellung von Fördermitteln für passende NGOs und deren externe Experten.

Es gibt viel zu tun!

6. Frage an die Leser

Wenn ich zu einem uniformierten Beamten "Bulle" [6] sage, handelt es sich dann um eine Diskriminierung des Beamten oder des männlichen Rinds? Oder womöglich um etwas ganz anderes?

7. Zusammenfassung

Das angemahnte nicht-diskriminierende Verhalten den Tieren gegenüber muss dringend ausgeweitet werden auf alle Reiche.
Es wird eine Weile dauern, aber wir werden uns daran gewöhnen.

Man kann sich an alles gewöhnen, Miez,
... sagte der Bäcker, als er mit der Katze den heißen Ofen auswischte.

8. Fußnoten

  1. https://www.welt.de/wissenschaft/article249357188/Redewendungen-Warum-aus-der-Katze-im-Sack-Calzone-werden-soll.html
  2. In Wirklichkeit haben Säbelzahntiger nie gelacht. Aber es ist überliefert, dass beim Anblick eines Menschen ein ganz zauberhaftes Lächeln auf ihrem Gesicht erschien. Daher haben sie auch ihren Namen: Smilodon. Manche Katzen haben sich diese liebenswerte Eigenschaft bewahrt.
  3. Von verschiedenen Seiten wird behauptet, auch Menschenkinder sähen gern Zeichentrickfilme, Das mag sein, ich denke aber, dass man menschliche Kinder ohne weiteres und berechtigterweise unter „Aliens“ subsummieren kann (und sollte).
  4. Es gibt die Hypothese, dass die Legende von den sieben Läben der Katze durch die Verballhornung der sieben Mägen der Kuh entstanden ist. Das kann schon dadurch widerlegt werden, dass die Kuh (Canis lupus) nicht über sieben, sondern nur über 4 Mägen verfügt – ganz im Gegensatz zum Menschen (Monstroteratus furiosus – siehe Seite 14 im Buch).
  5. Der Huflattich heißt deswegen so, weil durchschnittlich beim Fressen eines Exemplars sieben weitere von den Hufen der Kuh zertrampelt werden. Deshalb gibt es auch vereinzelte Forderungen aus veganen Kreisen, man solle die Kühe ausrotten, wie es in manchen Parallel-Universen bereits geschehen ist.
  6. Ich selbst würde das selbstverständlich niemals sagen (jedenfalls nicht in diesem Universum). Vielmehr handelt es sich um ein ZItat eines leider verstorbenen Freundes, der für diese Äußerung 1200 Euros berappen musste.