Vorabdruck

Im neuen „Apropos“-Buch (Teil 2) wird es ein Kapitel über die Beziehung von Sprache und Wirklichkeit geben.

Hiervon sei ein Teil schon einmal veröffentlicht:


Das-N-Wort

Eine postnewtonianische und postgoetheianische Farbenlehre


Zu guter Letzt werden wir Gedankenverbrechen buchstäblich unmöglich gemacht haben, weil es keine Wörter mehr gibt, mit denen sie geäußert werden können.
George Orwell


Das N-Wort hat mit dem Namen Gottes gemeinsam, dass beide nicht ausgesprochen werden dürfen. Ich gebrauche daher hier, wenn ich eigentlich den Gegenstand, den der fragliche Begriff beschreibt, nennen müsste, das Wort „[N-Wort]“. Wenn ich hingegen vom „N-Wort“ schreibe, meine ich nur das Wort „N-Wort“., nicht den Gegenstand[1]. Ein solches Vorgehen hat allerdings auch Nachteile. Durch das Verbot des Aussprechens des mit dem Wort „N-Wort“ Umschriebenen kann das Wissen um die ursprüngliche Bezeichnung verlorengehen, was bedeuten würde, dass an ihre Stelle eine neue Bezeichnung treten kann, nämlich die Bezeichnung „[N-Wort]“. Diese neue Bezeichnung würde, indem sie die alte ersetzt, sämtliche Eigenschaften des Bezeichneten beibehalten, auch die gewähnten, subjektiven, durch persönliche Erfahrungen bedingten. Man könnte dann etwa solche Sätze hören wie „Ich persönlich habe mit [N-Wort]en[2] nur positive Erfahrungen gemacht.
Das wiederum würde bedeuten, dass sich an der Haltung zum bezeichneten Gegenstand nichts geändert hat.

Auch der sich mit dem Gebrauch der Bezeichnung bei manchen verbindende rassistische Gedanke würde durch diesen Ersatz erst einmal unbeeinflusst bleiben. Ich denke, dass ein Großteil dieser Probleme daher stammt, dass man hier eine bloße Unterteilung in zwei Gruppen vorgenommen hat, nämlich die [N-Wort] und die Weißen. Zudem ist diese Einteilung auch noch falsch, da Weiß und das Fehlen jeglichen Lichts zwar gegensätzlich sind, aber in Bezug auf die Hautfarbe der Menschen einfach nicht vorkommen.

Ich denke, dass wir da auf anderem Gebiete schon viel weiter gekommen sind.
Konnte Mephistopheles noch fragen:

Halt ein! Ich wollte lieber fragen:                              6897
Warum sich Mann und Frau so schlecht vertragen.,



so können wir ihm heute die Antwort geben: Das kommt daher, dass die bloße Dichotomisierung nicht der Wirklichkeit entspricht. Es gibt eben nicht einfach nur Männer und Frauen. Werden sie in diese Rollenbilder gepresst, so können sie sich gar nicht wirklich vertragen. Auf dem Gebiet Sex und Gender wurde daher eine Diversifizierung begonnen und konsequent weitergeführt, die sogar die Wandlungsphasen mit einbezieht[3]. Es steht zu hoffen, dass am Ende dieses Diversifikationsprozesses sich alle Menschen gut vertragen, Mephistopheles seinen Job los ist und er endlich seine schwule Beziehung zu den Engeln ausleben kann[4].

Auch in Bezug auf die Hautfarbe gab und gibt es solche Bemühungen, wenn jemand etwa als „schokoladenbraun“, „olivgrün“ (Atreju), „krebsrot“, leichenblass“ bezeichnet wird. Leider haben diese Bezeichnungen einen großen Nachteil: Sie können als kränkend aufgefasst werden, als Beleidigung, als diskriminierend. Allerdings haben wir auf dem Gebiet der Hautfarbe einen großen Vorteil gegenüber der Gender/Sex- Zuordnung: Hautfarben sind messbar (sofern man sich auf eine oder mehrere definierte Messstellen und das Farbprofil einigt). Prinzipiell gibt es ja den RGB- und den CMYK-Farbmodus. Ich schlage hier CMYK vor. Dieser hat zwar gegenüber RGB einen geringeren Farbtonumfang, dafür steht aber ein separater Kanal für Schwarz zur Verfügung, der bereits ohne die drei Farbkanäle als grobe Orientierung dienen kann[5].
Ich habe ein Pilotexperiment durchgeführt, bei dem ich Fotos verwendet und mit einem geeigneten Programm vermessen habe. Verwendet wurde eine einzelne Messstelle in der Mitte der Stirn. Hier ein Foto, das den Verf. in angenehmer und vermessener Begleitung auf dem Flughafen zeigt:
Die Tabelle zeigt die ersten Ergebnisse, beginnend mit den drei Autoren des Buches.

Dikussion

Zunächst einmal ist zu konstatieren, dass mit einer geeigneten Methodik die Spannbreite der vorkommenden Hautfarben wissenschaftlich objektiv erfassbar sind[6]. Damit wird auch eine statistische Auswertung möglich. Während in obiger Tabelle mehr oder weniger Extreme versammelt sind, ist es mit einer größeren internationalen Stichprobe möglich, Normalbereiche zu definieren, wobei kein Grund ersichtlich ist, von der gängigen Praxis, den Normalbereich als plus/minus die doppelte Standardabweichung zu definieren, abzuweichen. Anders als sonst üblich, sollte aber die Abweichung nicht vom Mittelwert aus gezählt werden, sondern von den Werten des Verf., der ja nun einmal die Mediokrität für sich gepachtet hat.

Indem eine solche Datenbasis vorhanden ist, wird es erstmals möglich, Charakter-und andere Eigenschaften objektiv mit der Hautfarbe zu korrelieren. Damit können auch gewisse prognostische Aussagen getroffen werden. Es wäre dann z. B. auch möglich, auf seiner Visitenkarte die entsprechenden Werte anzugeben, ohne dass sich damit im Normalbereich bestimmte Vorurteile verbänden. Die Frage ist sodann, was man mit jenen Individuen tun sollte, die sich nicht im Normalbereich befinden. Diese Frage kann nicht eindeutig beantwortet werden. Sie könnten gerade durch ihre Abweichung für bestimmte Aufgaben qualifiziert sein. Weitere diesbezügliche Untersuchungen sind erforderlich, ebenso wie technische Entwicklungen, etwa eine Handy-App, die die angeforderten Werte direkt ausgibt, ohne den Umweg über ein Foto[7]. Zu beachten ist auch, dass selbstverständlich eine Farbtafel mitgeführt werden muss, um die unterschiedlichen Beleuchtungsverhältnisse auszugleichen und die Messung einigermaßen zu eichen. Dass das in diesem Vorexperiment nicht getan wurde, erklärt die Abweichungen der Werte des Verf. in Bild und Tabelle.

Ein Beispiel: Pulp fiction

Dieser Film ist ganz gewiss wegen seiner Ausdrucksweise problematisch. In der englischsprachigen Originalfassung kommt etwa der Begriff „Bad motherfucker“ als Selbstbezeichnung vor. Bei der Synchronisation ins Deutsche war man offenbar der Meinung, man könne ein solches Wort den Deutschen nicht zumuten und ersetzte diese Formulierung durch „böser schwarzer Mann“. Das ist aber wiederum eine unverhohlen rassistische Äußerung, bei der mich verwundert, dass sie noch nicht entschärft wurde bzw. der Film verboten. Auf dem hier vorgeschlagenen wissenschaftlich-objektiven Weg könnte man beide Begriffe ersetzen durch die Formulierung „28-68-69-23“. (die korrekten Maße von Samuel L. Jackson). Diese Formulierung könnte von allen akzeptiert werden (außer ein paar ewig gestrigen Heroin-Sniffern aus dem Erzgebirge).

Zum Schluss noch meine neue Visitenkarte (0.2 mm Titan, geprägt

Fußnoten

  1. Zu bemerken ist an dieser Stelle, dass ich, wenn ich das Wort „Gegenstand“ gebrauche, nicht die Unbelebtheit des Gegenstandes intendiere, sondern ich gebrauche das Wort „Gegenstand“ in etwa in dem Sinne, in dem es in dem Satz: „Der Gegenstand dieser Untersuchung ist der Mensch“ verwendet würde.

  2. Der Duden müsste erst noch entscheiden, das Plural-Suffix „en“ vor oder nach der eckigen Klammer stehen muss, so wie die gesamte Deklination und Pluralbildung festgelegt werden muss.

  3. Es wäre eine lohnende Aufgabe, diese verschiedenen Formen in Bezug zum I Ging zu sehen – falls die dort angegebenen 64 Möglichkeiten ausreichen (was wahrscheinlich nicht der Fall ist).

  4. Zwar bezeichnet Goethe durch Mephistopheles die Engel als „allerliebste Jungen“, andererseits erfährt man an anderer Stelle, dass das Geschlecht der Engel durchaus changiert. Die queere Theorie ist also offenbar unter den himmlischen Haarscheren eher verbreitet als unter den Menschen.

  5. Bei diesem Vorschlag handelt es sich eigentlich nur um eine Weiterentwicklung der Luschan-Farbskala für menschliche Haut. Der Vorteil der beschriebenen Methode besteht darin, dass sie auch auf Tiere und Aliens angewandt werden kann. Oder sogar auf Pilze.

  6. Hinsichtlich der künstlerischen Verarbeitung gibt es verschiedene Ansätze mit verschiedener Ausrichtung bis hin zu der pathologischen, wie sie in der Fernsehserie „Hannibal“ beschrieben wurde (Staffel 2, Folge 1f)

  7. Der Verf. und der Webdesigner stellen sich hierfür mit dem Standardhonorar von 51201 Euro pro Woche und Nase zur Verfügung (Verhandlungsbasis).