Der Mann als Krankheit
oder
Das toxische Chromosom

Die drängendste soziale Frage unserer Zeit ist nicht, wie Mephistopheles formuliert,

Warum sich Mann und Frau so schlecht vertragen.

Näher kommt der Problematik schon der ehemalige Famulus Fausts, Wagner, der nicht fassen kann,

Wie Seel‘ und Leib so schön zusammenpassen,

Und doch den Tag sich immerfort verleiden.


In Wirklichkeit ist es aber noch schlimmer: Bei manchen Menschen passen Leib und Seele gar nicht zusammen. Gefühlt am häufigsten zeigt sich das heute im Auseinanderfallen von biologischem und sozialem Geschlecht bzw. Sex und Gender. Man könnte hieraus folgend annehmen, dass dieses Auseinanderfallen eine tiefe Spaltung des Ichs zur Folge hat. Dem kann man aber (scheinbar) entgegentreten, wenn man das Ich ganz auf der einen Seite der Spaltung verortet, was dann solche Formulierungen wie etwa “Ich wohne im falschen Körper“ zur Folge hat (über den Besitzanspruch am eigenen Körper ist im Buch mehr zu lesen, weshalb ich mich hier beschränken kann). Andererseits kann man versuchen, die Spaltung zu vermeiden, wenn man das biologische Geschlecht als bestimmend annimmt und wie selbstverständlich davon ausgeht, dass das biologische Geschlecht das soziale bestimmt und keine Abweichungen zulässt. Die Vertreter beider Möglichkeiten greifen natürlich die anderen scharf an, weil sie eine andere Scheinlösung für das gleiche (Schein?)-Problem gefunden zu haben glauben. Aber auch wenn man die Ich-Spaltung vermeiden kann, wird man doch den Widerspruch zwischen den beiden Seiten: biologisches versus soziales Geschlecht bemerken müssen. Daraus gibt es nur noch einen Ausweg: zu behaupten, es gebe entweder kein soziales oder kein biologisches Geschlecht bzw. eine Seite sei absolut bestimmend.

Die einen sagen, dass man ja (von wenigen Ausnahmen der Intersexualität einmal abgesehen) das Geschlecht schon am Neugeborenen sieht, das noch kein soziales Geschlecht haben kann und dass damit alles klar ist. Die anderen meinen, dass das Geschlecht unabhängig von irgendwelchen anatomischen und physiologischen Gegebenheiten ist und gleich nach der Geburt von außen festgelegt wird, obwohl es dann oftmals nicht den psychischen/sozialen Gegebenheiten entspricht. Selbstverständlich ist beides falsch. Man wird sich also überlegen müssen, was man sonst noch denken oder tun kann, wobei mein Fokus jetzt besonders auf dem Tun liegen wird.

Möglichkeit 1: Man kann alle, deren Verhalten nicht zum biologischen Geschlecht zu passen scheint, in Umerziehungslager stecken. Wie mit denen umzugehen ist, bei denen die Umerziehung scheitert, ist eine andere Frage. Denkbar wären etwa Reservate oder andere Zwangsmaßnahmen bis hin zu terminalen Geschehnissen.

Möglichkeit 2: Man kann den Körper anpassen. Das beginnt mit der Kleidung, die eigentlich noch nicht zum Körper gehört, ihn aber in verschiedenem Licht erscheinen lassen kann. Das geht weiter mit operativen Maßnahmen und Hormontherapie.

Diese Möglichkeiten sind aber nur Handlungen, die den Phänotyp betreffen. Denkbar wäre auch eine Haltung, die sagt: „Das mag ja alles machbar sein, aber es berührt nicht das biologische Geschlecht auf zellulärer Ebene. Es ändert eben nicht den Genotyp. Und der ist nun einmal das Primäre.“ Und diejenigen, die das sagen, haben recht!
In der Schule habe ich gelernt, dass Männer üblicherweise ein X- und ein Y-Chromosom haben und Frauen zwei X-Chromosomen. Und dass man daran nichts ändern könne. Nehmen wir einmal an, man könne daran wirklich nichts ändern. Das würde bedeuten, dass alle Änderungen nur phänotypische sind und damit das biologische Geschlecht nicht betreffen. Immerhin kann man aber überlegen, was für Änderungen zukünftig möglich sein könnten und was sie wahrscheinlich bewirken würden. Zum Glück (wenn auch nicht zum Glück für die Betroffenen) gibt es entsprechende Erfahrungen in Form von spontan entstehenden Änderungen, die die Geschlechtschromosomen betreffen. Im Vordergrund steht dabei die Veränderung der Zahl derselben. Viele davon sind nicht mit dem Leben vereinbar und werden daher hier nicht aufgeführt. Die wichtigsten Formen, die mit dem Leben vereinbar sind:
1. Das Klinefelter-Syndrom (XXY)
2. Das XYY-Syndrom
3. Das Turner-Syndrom X0
Beim Klinefelter-Syndrom handelt es sich um phänotypische Männer, die gewisse, zum Teil auf die verminderte Testosteron-Produktion zurückzuführende Auffälligkeiten zeigen. Auch Verhaltensauffälligkeiten gibt es: weniger Aggression, eher Zurückhaltung, verringertes Autonomiestreben, reduzierter Antrieb und wenig Kontaktbedürfnis. In gewissen Kreisen können Menschen mit dem Klinefelter-Syndrom geradezu als der ideale Mann gelten (weil das Toxische am Manne wirkungsvoller neutralisiert werden kann). Gleichwohl handelt es sich aber um eine Krankheit, an der das überzählige Y-Chromosom schuld ist (denn wenn dieses nicht da wäre, würde es sich bei dem Chromosomensatz XX um normale Frauen handeln).

Beim XYY-Chromosom ist es schlimmer. Das sind phänotypisch potenzielle Männer-Monster: Mörder, Vergewaltiger, Psycho- und Soziopathen (dass diese Meinung auf statistisch grob fehlerhaften Untersuchungen beruht, tut hier nichts weiter zur Sache, denn jeder weiß mittlerweile ganz sicher, dass es so ist). Ihnen kann man bisher nicht helfen, weshalb als einzige Möglichkeit die Verbringung in Reservate gelten muss. Auch hier muss man sagen, dass es sich um eine Krankheit handelt, für die die Betroffenen nichts können. Manche von ihnen versuchen gar, durch eine mönchisch zu nennende Lebensweise ihre Aggression unter Kontrolle zu bringen, was allerdings selten gelingt. Ganz wichtig ist, sich ständig vor Augen zu halten, dass das Leben in der Abgeschiedenheit für diejenigen, die strafrechtlich noch nicht auffällig geworden sind, natürlich keine Strafe ist (wir sind ja keine Unmenschen!), sondern für den Schutz der Normalen angeordnet wird.
Im Film „Alien 3“ wird das praktiziert, indem Straftäter mit einem verdoppelten Y-Chromosom zur Zwangsarbeit auf einen Gefängnisplaneten verbracht werden. Gegen das Alien haben sie freilich keine Chance. Dafür braucht es eine Frau (wozu in einem anderen „Apropos“ noch einige weitere Bemerkungen gemacht werden).
Vernünftigerweise sollte man nach einem entsprechenden Screening bereits die Neugeborenen, die noch keine Straftat begangen haben, in die Reservate schicken, um damit deutlich zu machen, dass es sich eben nicht um eine Strafe handelt. Ob jemand, der in der Reservation viele Jahre lang keine Straftat begangen hat, möglicherweise aus dieser entlassen werden kann, ist ein schwieriges juristisches Problem, womit ich mich hier nicht weiter befassen kann. Festzuhalten ist wiederum, dass auch in diesem Fall das Y-Chromosom schuld ist an der entstehenden Problematik, denn Menschen, die dieses überzählige Chromosom nicht haben, sind durchschnittliche Männer (manche bezeichnen sie als „normal“).

Beim Turner-Syndrom handelt es sich um phänotypische Frauen mit gewissen Auffälligkeiten, etwa einer verminderten Fruchtbarkeit.

Ein Y0-Syndrom gibt es auch. Es ist aber mit dem Leben nicht vereinbar.

Man muss folgendes sagen: Je größer der Y-Anteil, desto größer die Probleme. Fast scheint es, als würden die Probleme durch die Anwesenheit von x-Chromosomen reduziert bzw. kompensiert. Schlußfolgerung: Das Y-Chromosom ist toxisch. Männlichkeit ist eine genetische Krankheit.
Hieraus folgend sollte man erwägen, die hier phantasierte genetische Veränderung des biologischen Geschlechts nur in der Richtung vom Mann zur Frau zuzulassen.

Aber an dieser Stelle sollten wir uns auch ein wenig mit der Frage befassen, ob das denn gehen könnte und wie es gehen könnte. Prinzipiell wäre das Einbringen eines zusätzlichen Chromosoms oder das Ausschneiden eines überzähligen denkbar. Beim X0-Syndrom und beim Y0-Syndrom könnte ersteres sinnvoll sein (wobei es sich beim letzteren nur um ein X-Chromosom handeln könnte und diese Prozedur aus sehr früh vorgenommen werden müsste), bei XXY und insbesondere bei XYY letzteres. Aber die Therapie dieser krankhaften Abweichungen ist nicht unsere eigentliche Frage, sondern die, ob man bei einem Menschen ohne solche Abweichung das biologische Geschlecht ändern kann.

1. Von XX zu XY: Hierzu müsste ein X-Chromosom entfernt und ein Y-Chromosom eingebracht werden.

2. Von XY zu XX: Entfernen des Y-Chromosoms und Einbringen eines zweiten X-Chromosoms

Das Entfernen eines Chromosoms wird mit multipler Anwendung von CRISPR/Cas9 verwirklicht, das Einbringen eines zusätzlichen durch eine sogenannte Chromosomentransplantation (beides ist noch lange vor der klinischen Erprobung) und In beiden Fällen ist es wahrscheinlich, dass ein genetisches Mosaik entsteht, indem die Veränderung nicht in allen Zellen greift. Darüber, welcher Zellanteil das sein sollte und welche Zellen umgewandelt werden sollten, um von einer genetischen Umwandlung des biologischen Geschlechtes sprechen zu können, ist unbekannt. Zurzeit scheint mir, obwohl ich kaum etwas davon verstehe, das man auf dem Wege der Chromosomenzerstörung etwas weiter ist. Hier böte sich die Umwandlung von XY (phänotypisch männlich) in X0 an (phänotypisch weiblich, mit Auffälligkeiten – die verminderte Fortpflanzungsfähigkeit könnte von großem gesellschaftlichen Interesse sein). Ganz wichtig wäre natürlich die so zu bewerkstelligende Umwandlung von XYY (zumindest) in XY, weil diese die teuren Reservate überflüssig machen könnte.

Als Nebeneffekt könnte an die Behandlung der Trisomie 21 und anderer Trisomien gedacht werden. In China arbeitet man daran bereits, denn auch die Heime für Down-Kinder sind teuer). Aber auch bei uns könnte vielen Eltern geholfen werden , die dummerweise die Abtreibung eines Down-Kindes versäumt haben und jetzt von der ständigen Fröhlichkeit ihres Kindes genervt sind.

Teneriffa, 1.9.2023